Epsom Derby, das Ur-Derby, wird seit 1780 ohne Unterbrechung gelaufen. Am Samstag ist wieder D-Day, Derby Day auf den Downs von Epsom, zum 232. Mal. Das Derby ist nicht das älteste heute noch gelaufene Rennen Englands und damit der Welt. Der Doncaster Cup, die Oaks und das St. Leger und noch einige wenige weitere Rennen können auf eine noch längere Tradition zurückblicken.
Das Derby ist aber immer noch das Pferderennen schlechthin. In jedem Land, in dem Galopprennen gelaufen werden, gibt es dieses Rennen für dreijährige Pferde und kein anderes Rennen fasziniert so die Massen, die Vollblutenthusiasten sowieso und auch den Gelegenheitsbesucher. Den Sieger im wichtigsten Rennen des Jahres zu sehen, ist die Motivation des einen, ein bißchen Luft der großen weiten Welt der Reichen und Schönen zu schnuppern, die des anderen. Cut und Zylinder trifft auf Bratwurst, Freizeit für Kumpel und Könige eben.
„Das Vollblut entwickelt sich nicht, weil sich Zoologen und Experten darum bemühen, sondern weil sein Fortgang von einem Stück Holz bestimmt wird, dem Zielpfosten im Epsom Derby”, wird der große Federico Tesio gerne zitiert. Und eigentlich ist damit alles über die Bedeutung des Rennens für die Zucht gesagt. Wer das Epsom-Derby gewinnt ist für die Zucht qualifiziert, gehört zur Spitze des Jahrgangs. Und wer Vater eines Derbysiegers ist, ist als Deckhengst in der Champions-League angekommen.
Für die Zweibeiner um das edle Vollblut ist ein Derbysieg der Traum des Lebens. Manche realisieren diesen Traum mehrfach wie der Gottkönig der Jockeys, Lester Piggott, oder nur einmal auf den letzten Drücker wie der unvergessene Sir Gordon Richards, der im letzten Jahr seiner Karriere nach 27 vergeblichen Versuchen mit Pinza endlich den ersten Sieger im Epsom-Derby reiten konnte.
Einen Blick zurück auf die bisherigen 231 Sieger in diesem Rennen – wie sonst bei Galopp-Sieger üblich – lassen wir heute ausfallen. Fast jeder Epsom-Derby-Sieger ist etwas Besonderes und diese Menge an erstklassigen Pferden auf eine Handvoll zu reduzieren, ist unfair gegenüber denen, die nicht erwähnt würden. Außerdem beschäftigen sich diverse Bücher hinlänglich mit diesem Thema.
Ist das Derby jedes Jahr etwas Besonderes, so ist es dieses Jahr noch etwas mehr: Carlton House aus dem Stall der Königin gehört zu den Favoriten des Rennens. Pferderennen und die Royals, das gehört in England zusammen, so wie London und der Tower. Seit ewig sieht man Violett, goldene Schnüre, rote Ärmel, schwarze Kappe mit Goldquaste nicht nur auf Englands Bahnen. Und es sind nicht wenige Erfolge, die in den Royal Colours errungen wurden – sowohl von Königin Elizabeth II als auch von ihren Vorfahren.
Im Derby muß man allerdings schon weiter zurückblättern, um den letzten Sieger in Königlichen Farben zu finden. Minoru hat 1909 für H.M. King Edward VII gewonnen. Danach war das Glück den Königlichen im Derby nicht mehr zugetan.
Die Königin ist eine Rennsport-Enthusiastin wie sie im Buche steht und ein Sieg auf den Downs von Epsom ist auch für eine veritable Königin die sportliche Krönung ihres Lebens. Und auch für den Sport, der auch in England unter finanziellen Problemen leidet, wäre ein königlicher Sieg ein Populationsschub.
Also Daumen drücken, damit am Samstag um 4:00 pm Greenwich time der Königliche Stander für den Derbysieger Carlton House und für H M Queen Elizabeth II aufgezogen wird.
Tja, wenn die Königin dann mal gewonnen hätte. Dann hätte sich halb England mit der Königin gefreut und es wäre wahrscheinlich eine riesen Party geworden. Aber wenigstens war sie reell geschlagen und nicht nur um eine Nase oder einen Hals. Ich glaube das wäre viel schlimmer gewesen. Ob die Königin es in Ihrer hoffentlich noch länger währenden Amtszeit nochmal schafft? Ob sie nochmal so einen Guten im Stall hat? Hoffen wir mal, sie kann wenigstens nicht abgewählt werden und fit ist sie auch noch.